… denn die Häuser gehören uns! / Demonstration / 26.5.2017

Lärmdemonstration durch Kreuzberg | Freitag den 26. Mai 2017 / 17:00 Uhr / Kotti

Vor 6 Jahren gründeten wir Kotti & Co und vor 5 Jahren besetzen wir das südliche Kottbusser Tor und bauten das Protest-Gecekondu. Gemeinsam mit unseren Freund*innen von Sozialmieter.de, Otto-Suhr-Siedlung (BOSS & U), Initiative Stadt von Unten (SvU), Mieterini Mariannenkiez (Marianne), Bizim Kiez und die MieterInnen des NKZ / Mieterrat laden wir ein mit uns zu demonstrieren.

Trotz aller kleinen und großen Erfolge: Anlässe auf die Straße zu gehen gibt es nach wie vor zuhauf. Die Vielzahl an neuen Initiativen sind Ausdruck davon, dass der Druck immer größer wird, aber dass auch der Widerstand wächst.

Wir demonstrieren unseren Kampfesmut und unsere Solidarität, wir demonstrieren gegen den Mieten- und Profitwahn privater Unternehmen – und wir demonstrieren dafür, dass die Regierung sich eindeutiger hinter die Berliner und Berlinerinnen stellt und den Investoren eine harte Kante zeigt.

Kampfesmut und Solidarität

Aufkleber (2012)

Als Kotti & Co vor 6 Jahren ihren Kampf aufnahm, da sagten ihnen die 2 großen Mieterorganisationen in Berlin (Mietergemeinschaft & Mieterverein): „Sozialer Wohnungsbau? Da kann man nichts machen – zieht aus!”. Und auch zahlreiche PolitikerInnen sagten, man könne nichts machen, die Gesetze seien eben so. Heute, 6 Jahre später, gibt es einen Mieterhöhungsstopp für 110.000 Sozialwohnungen in Berlin, einen Mietzuschuss für Arme und das alte System Sozialer Wohnungsbau wird in ein neues „besseres” System überführt. Das sind nur einige unserer Erfolge. Ohne einen langen Atem und vor allem ohne die breite Solidarität von vielen Initiativen und Einzelpersonen wären diese nicht denkbar gewesen.

Wir sind beglückt darüber, dass in den letzten Jahren so viele weitere Initiativen entstanden sind. Es sind mittlerweile so viele, dass wir hier nur einige aufzählen können: die Menschen von Bizim Kiez die sich mit Beharrlichkeit und Aktionsbreite gegen die weitere Kommerzialisierung des Wrangelkiezes und darüber hinaus wehren, die MieterInnen aus der Otto-Suhr-Siedlung, die wie wir auch gegen das Immobilen Unternehmen und Profitmonster Deutsche Wohnen kämpfen, die Initiative Stadt von Unten die erfolgreich die Privatisierung des sog. Dragoner Areals verhindert hat und die unsoziale Politik der BIM in die Öffentlichkeit gebracht hat, die Initiative der MieterInnen der Mariannenplatz Siedlung die gegen die Mieterhöhungen bei einem kommunalen Unternehmen, der DEGEWO kämpfen, die MieterInnen des Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ) die sich in einem Mieterrat organisiert haben und auch unsere Freund*innen von sozialmieter.de, die sich schon eine gefühlte Ewigkeit für die Rechte der SozialmieterInnen Berlins stark machen!

Wir, die BewohnerInnen Kreuzbergs, die aktiven Mieter und MieterInnen haben gelernt, dass praktische Solidarität Nachbarschaften entstehen lässt, dass das Zusammenkommen mit anderen, das sich gegenseitige Unterstützen, das gemeinsame Kämpfen weit mehr ist als „gegen hohe Mieten” zu sein. Wir haben gelernt das wir die Stadt sind. Es geht um unser Zuhause, um unsere Kieze und unser Recht auf Stadt. Wir alle, bei all unseren Unterschiedlichkeiten, gestalten das Leben und den Alltag in den Häusern und Straßen. Wir sind Kreuzberg.

Mieten- und Profitwahn

Auf der anderen Seite sehen wir tagtäglich, mit welcher Zielstrebigkeit und und auch Wucht unsere Kieze zu Profit gemacht werden sollen. Egal ob Modernisierungen und Mietsteigerungen in einem Altbauhaus, Kündigungen alteingesessener Gewerbetreibender oder die breit angelegten renditesteigenden Praktiken der großen Immobilenkonzerne: Wir stecken mitten drin. Wir wissen, dass die Kämpfe im hier & jetzt und die der kommenden Jahre entscheiden werden, wie unsere Kieze und unser Leben in Zukunft aussehen werden.

Die Regierung

Diese Demonstration soll auch ein klares Signal an die Regierung sein, dass wir uns mehr erwarten: ein bisschen Vorkaufsrecht hier, ein bisschen Milieuschutz dort, ein bisschen Druck auf die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften reicht bei Weitem nicht. Wir erwarten einen harten Kurs gegen die privaten Immobilenverwerter, gegen die Profithaie, die unsere Kieze nachhaltig zerstören. Wir erwarten, dass die kommunalen Gesellschaften stärker kontrolliert und auf 100% sozialen Kurs gebracht werden. Das Wohnraumversorgungsgesetz kann nur ein Anfang sein! Wir erwarten, dass alle rechtlichen Instrumente, mit denen man gegen private Unternehmen vorgehen kann, mit entsprechenden Ressourcen unterfüttert werden. Auch die Rethorik muss härter werden: „Nein – Zalando und Google sind hier nicht willkommen” „Deutsche Wohnen? – ihr bekommt nichts mehr!” – das wollen wir in aller Klarheit hören! Wir erwarten eine Erhöhung der Grunderwerbssteuer – warum um alles in der Welt ist dieses nicht in eurem so selbstgelobten Koalitionsvertrag? Aber vor allem: Hört auf, uns zu erzählen, dass Enteignungen nicht möglich seien!

… denn die Häuser gehören uns.

Schon vor Jahren haben wir der Stadtöffentlichkeit vorgerechnet, dass das Land Berlin und die MieterInnen selbst die Häuser des Sozialen Wohnungsbaus schon mehrfach abgezahlt haben. Diese Enteignung der Gemeingüter durch private Unternehmen ist und bleibt ein Verbrechen.

Durch Mietsteigerungen und Verdrängung steigern private Immobilenbesitzer nicht nur Ihren Gewinn, sie enteignen auch das Soziale, also das was unsere Kieze so lebenswert macht, die Diversität – und hier in Kreuzberg einen Teil der Geschichte der Migration.

Wir – die Vielen, die Unterschiedlichen, sind und machen die Stadt alltäglich aufs Neue zur Stadt. Das Soziale baut die Stadt, nicht Betonmischer. Es ist unser Alltag, es ist unser Berlin welches verkauft wird. Eigentum ist in diesem Sinne Diebstahl. Noch nie haben wir dieses besser Verstanden.

Wir sind Kreuzberg.

Wir kämpfen um unser Recht auf Stadt.

Zum Kotti & Co und zum Gecekondu-Geburtstag demonstrieren wir durch unsere Kieze – in dem sich die Kaufinteressen aber auch unsere Kämpfe vervielfältigt haben. Eingeladen sind alle, die wissen, dass die Häuser ohnehin schon längst uns gehören. Bringt eure Nachbarn, FreundInnen und Kochtöpfe – seid laut!

Private Investoren ausbremsen und enteignen.

Sozialwohnungen re-kommunalisieren & selbstverwalten.

Mieten senken sowieso.

Kotti & Co – Mitte Mai 2017

ps.: liebe Parteien: keine Parteisymbole auf unserer Demo! Es reicht schon, wenn Ihr uns den öffentlichen Raum mit euren Wahlkampfversprechen in den nächsten Monaten zuplakatieren werdet. Danke.

 

 

This article has 1 comment

  1. […] und Politik merkt, dass wir Mieter*innen es ernst meinen, wenn wir sagen, „die Wohnungen gehören uns!“. Dass merkt man vor allem daran, wie heftig Immobilienwirtschaft und Teile der Politik […]