Gewobag & Howoge: schlechte Vermieter am Kotti?

Aktuell häufen sich die Mängelmeldungen am Kottbusser Tor: Fahrstühle & Heizungen sind über Wochen kaputt, Wasserschäden, Asbest- & Schimmelbelastungen werden nicht behoben. Zwischen 2017 und 2020 wurden alle Sozialwohnungen am Kottbusser Tor rekommunalisiert. Die Deutsche Wohnen, der damals größte Vermieter am südlichen Kottbusser Tor, machte dabei einen Gewinn von c.a. 127.000 Euro pro Wohnung (gesamt: 127 Millionen). Jetzt wird klar: der Profit der privaten Eigentümer am Kottbusser Tor war noch viel größer! Die jahrelange Vernachlässigung der Bestände durch die Deutsche Wohnen und der dadurch entstandene Instandhaltungsrückstand der vergangenen Jahre zeigt auf immer krassere Weise das Geschäftsmodell der Deutsche Wohnen, heute Vonovia: Die Sozialmieterinnen am Kottbusser Tor zahlen seit Jahrzehnten überdurchschnittlich hohe Betriebskosten (4-6 €/qm), ohne dass die Gebäude richtig gepflegt und instandgesetzt wurden. Viele von uns Mieterinnen hatten große Hoffnungen in die Rekommunalisierung unserer Wohnungen gesetzt: Endlich werden unsere Wohnungen und Häuser richtig in Stand gesetzt und gefplegt, so haben es die landeseigenen Wohnungsunternehmen Gewobag & Howoge angekündigt. Nach zwei Jahren in öffentlicher Hand können wir Mieter*innen am Kottbusser Tor leider sagen: Die Landeseigenen schaffen es im laufenden Betrieb aktuell nicht, den Instandhaltungsrückstand der letzten Jahrzehnte zu beheben.

Ein paar Beispiele aus den letzten Wochen:

Fahrstühle kaputt: Das hat System
In der Admiralstraße 37 soll die Reperatur des Fahrstuhls erst in sechs Wochen beginnen. “Eine absolute Zumutung“ sagen Mieterinnen des neunstöckigen Hauses. Das gleiche Szenario spielte sich auch in der Gitschinerstraße 38 ab. Hier konnten Mieterinnen über Wochen ihre Wohnungen nicht verlassen. In der Kottbusserstraße 16 wurde der Fahrstuhl erst repariert als das RBB mit Kameras anrückte und in der Mariannenstraße 24 kam es am 16.April sogar zu einem Notfall. Wegen dem seit langem immer wieder nur notdürftig reparierten Fahrstuhl ist eine Nachbarin stecken geblieben und war für 2,5 Stunden in der Fahrstuhlkabine eingesperrt. Der TÜV war schon im Januar abgelaufen (!), die Probleme mit dem Fahrstuhl jahrelang bekannt, sodass viele aus dem Haus und deren Besucherinnen sich nicht trauen, ihn zu benutzen. Die Feuerwehr wurde alarmiert und kam zur Rettung mit einigen Handwerkern im Schlepptau. Um Zugang zur Fahrstuhlkabine zu bekommen mussten diese ein Loch in die Decke der Fahrstuhlkabine machen. Die Nachbarin wurde dann in Schutzkleidung von den Feuerwehrleuten durch das Loch in der Decke gerettet, wobei sie sich einige blaue Flecken zugezogen hat. Die Nachbarin war selbstverständlich komplett unter Stress und im Anschluss fertig mit den Nerven.

Diese Wohnungen machen uns krank: Wasserschäden, Asbest & Schimmel
Die Kneipe Pirata Patata in der Kohlfurterstr. 33 hat nach einem großen Wasserschaden in 2022 auch das Jahr 2023 wieder mit einem Wasserschaden zu kämpfen. In den Neubaubeständen in der Kohlfurterstraße (späte 70er und frühe 80er Jahre) bedeuten solche Mängel ggf. auch eine erhebliche Gesundheitsbelastung, da in den beschädigten Eternitrohren und anderen mangelhaften Bausubstanzen Asbest verbaut wurde. Gesundheitsbelastungen durch vielfachen Schimmelbefall fürchten auch die Mieterinnen der Mariannenstraße 24 und der Admiralstraße 37. Hier werden Wasserschäden oft erst nach mehreren Wochen behoben, wie zuletzt in der Mariannenstraße 24 wo durch einen Wasserschaden auch die Klingelanlage außer Gefecht gesetzt wurde. Gleichzeitig lief die Heizung für knappe 10 Tage nicht. Dazu gibt es in der Admiralstr. 37 weiterhin Probleme mit dem öffentlich zugänglichen Müllplatz, wodurch Mieterinnen Kosten für die Entsorgung von öffentlichem Müll am Kotti zahlen.

Die HOWOGE ist da nicht allein. In den Häusern an der Admiralstr. 1, 2 und Skalitzer Str. 6 müssen Mieterinnen mit der GEWOBAG zurechtkommen. Dort fällt seit ca. 2, 5 Monaten die Heizungsanlage regelmässig aus. Die 3 (!) für die Heizung zuständigen Firmen (GETEC, RUNTEC und ENGIE) wissen oft nicht, wer tätig werden muss. Die Mieterinnen sind verzweifelt und frustriert, da auch vielfaches Anrufen bei den Hotlines oftmals nicht dazu führt, dass die Heizung dann schnell wieder in Betrieb kommt. Genauso wie bei der HOWOGE mussten die Mieter*innen auch knappe 10 Tage ohne Heizung leben. Auch frustrierend ist, dass die Gewobag oftmals mehr als 2 Monate braucht, um Anfragen zu beantworten. Anfang Januar kam es zu einem großen Wasserschaden in der Admiralstr 2. Bis heute besteht Unklarheit, wann und wie die Reparaturarbeiten durchgeführt werden sollen. Kommunikation seitens der Gewobag: null.

Wir fordern: Transparenz, Kommunikation & politische Lösungen für Sozialmieter*innen

Das ist für Mieter*innen und Gewerbetreibende ein schwer zu ertragender Zustand. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir am Kottbusser Tor in Berlin noch immer mit die höchsten Betriebskosten berlinweit (4-6€qm!) zahlen. Z.B. auch für Fahrstuhlwartungen und generell Instandhaltung. Wir fordern deshalb:

1) proaktive Mietnachlässe für die Mieter*innen, wenn der Wohnwert offensichtlicherweise derart stark gemindert ist.

2) bessere & transparente Kommunikation über Mängel, Stand der Reperaturen und langfristige Perspektiven durch Gewobag und Howoge.

3) In-house-Hausmeister als Ansprechpartner mit guter Erreichbarkeit für die Mieter*innen. Das Outsourcing in zig Unterfirmen als Dienstleister treibt unsere Betriebskosten hoch und liefert einen schlechteren Service als zuvor.

Außerdem: Der Profit, den die privaten Vermieter am Kottbusser Tor mit der Vernachlässigung unserer Wohnungen gemacht haben, darf nicht weiter auf Kosten hoher Betriebskosten und Gesundheitsbelastungen der Mieterinnen am Kottbusser Tor gehen. Wir fordern deshalb:

4) politische Lösungen durch die Landesregierung (z.B. einen Sonderfonds oder ähnliches), um der Howoge & Gewobag die Möglichkeit zu bieten, den Instandhaltungsrückstand angemessen zu beheben.

5) Die Umsetzung des Volksentscheids Deutsche Wohnen & Co enteignen. Das Beispiel am Kottbusser Tor zeigt, dass die Rekommunalisierung zum Marktpreis keine nachhaltige Lösung ist!

AG Kotti-Süd
Kotti & Co