Protest gegen Umgang der Deutsche Wohnen AG mit Sozialwohnungen

Pressemitteilung zur Aktionärsversammlung am 11.6.2015 in Frankfurt/Main 11.6.2015 MieterInnen informieren AktionärInnen über die Folgen der Geschäftsstrategie des Immobilienriesen.

Berlins größte private Wohnungsbaugesellschaft soll Verantwortung für öffentlich geförderte Sozialwohnungen übernehmen. Das fordern die Mietergemeinschaft Kotti & Co und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Eine Aktionärin wird morgen auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main einen Gegenantrag auf Nichtentlastung des Vorstands stellen.

Sozialwohnungen als rentierliche Problemimmobilien?

Die Deutsche Wohnen AG fusionierte 2013 mit der 2004 privatisierten GSW. Damit vergrößerte sie ihren Bestand in Berlin um 65.000 Wohnungen. Allein am Kottbusser Tor verfügt sie über mehr als 1000 öffentlich geförderte Sozialwohnungen. „Diese weisen erhebliche Mängel auf, die nicht instand gesetzt werden. Betriebskosten sind hier ca. doppelt so hoch, wie im Berliner Durchschnitt“, sagt Melanie Dyck von Kotti & Co. Ob es sich hier um einen Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot handelt, werde mietrechtlich geprüft. Denn diese „zweite Miete“ geht zu Lasten der öffentlichen Hand und der einkommensschwächsten MieterInnen, die ein Recht auf Sozialwohnungen haben. Auch der Senat hat angekündigt, diese Bestände stärker kontrollieren zu wollen. Das fordert Kotti &C o seit Jahren öffentlichkeitswirksam ein. Jetzt bestätigt Deutsche Wohnen AG im Geschäftsbericht 2014, dass vorrangig bei Neuvermietung instand gesetzt wird. „Bestandsbewirtschaftung und Geschäftsstrategien der Deutsche Wohnen AG werden ihrem sozialen Auftrag dabei nicht gerecht“, so Melanie Dyck weiter. Wenn die Deutsche Wohnen laut Geschäftsbericht 2014 ein Mietsteigerungspotenzial von 21,2 Prozent gegenüber den aktuellen Vertragsmieten prognostiziert, treffe es die ärmsten MieterInnen zuerst.

Überbewertung des Immobilienvermögens

Für Aktionäre interessant ist die ungewöhnliche Verdoppelung des Aktienwerts der Deutsche Wohnen innerhalb eines Jahres. Das spricht für gewinnträchtiges Anlagevermögen. Doch machen reale Einnahmen nur rund die Hälfte des Vermögens aus, obwohl die Mieten steigen. Die andere Hälfte entsteht durch Schulden und Gewinnerwartungen. Das kann wie in der Vergangenheit in kürzester Zeit zur Abwertung des Anlagevermögens und damit des Aktienkurses führen. Das wird in Zukunft viele Probleme für die soziale Wohnraumversorgung in Metropolen bereiten, wo jetzt schon Wohnungsnot herrscht. Auch Deutsche Annington, Nr. 1 vor der Deutsche Wohnen, agiert ähnlich. Es entsteht ein neuer Eigentümertypus – die Immobilienaktiengesellschaft. Für deren Vermietungspraxis stehen auch AktionärInnen in der Verantwortung.

Gegenantrag und weitere Informationen zur Hauptversammlung der Deutsche Wohnen AG: www.kritischeaktioaere.de